Wie man Angst und Panik beim Bootfahren bewältigt
Das Segeln schenkt auf persönlicher Ebene viele Befriedigungen. Es ermöglicht, selbstständig Boot und Crew zu führen, unbekannte Orte zu erkunden, sich selbst und die eigenen Grenzen kennenzulernen. Oft hilft es auch dabei, die eigenen Ängste zu überwinden. Es gibt jedoch Momente, die selbst den erfahrensten Skipper verunsichern oder einschüchtern können: eine unerwartete Windzunahme, eine kritische Passage, ein gesundheitliches Problem an Bord. Wie schafft man es, die Angst zu bewältigen und nicht in Panik zu geraten, wenn alles außer Kontrolle zu sein scheint?
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Tatsächlich haben viele Segler große Vertrautheit mit der Angst an Bord, in ihren verschiedenen Facetten. Und höchstwahrscheinlich gibt es keinen Skipper, der nicht schon einmal einen Moment der Furcht auf See erlebt hat. Aber was ist Angst überhaupt? Woher kommt sie und warum tritt sie auf? Wie kann man sie überwinden, wenn man eine Navigation zu bewältigen hat?
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Angst auf See ist ein guter Reisebegleiter
Angst ist wichtig, sagen Experten. Ja, in vielen Fällen ist sie sogar gesund. Angst schärft die Sinne, macht uns vorsichtig und hilft uns zu überleben. Sie ist etwas völlig Normales und macht Geist und Körper wachsamer. Und sie ist eine absolut nützliche Emotion – auch wenn sie in realen Situationen nicht immer als solche wahrgenommen wird.
Hätten unsere Vorfahren keine Angst gehabt, wären viele von ihnen von wilden Tieren gefressen worden oder eine Klippe hinuntergestürzt. Denn im Verlauf der Evolution stellte die Fähigkeit, Angst zu empfinden, einen Überlebenswert für den Einzelnen dar: Die Empfindungen der Angst warnen vor Gefahr und helfen somit, die eigene Unversehrtheit und das persönliche Wohlbefinden zu schützen oder zu erhalten.

Das eigentliche Problem ist übermäßige Angst
Natürlich gibt es an Bord auch verschiedene Ängste, auf die jeder gerne verzichten würde. Die Angst vor Wasser im Allgemeinen zum Beispiel – und damit davor, über Bord zu gehen – oder die Angst, das Boot nicht mehr steuern zu können. Jeder, der sich mit Angst an Bord auseinandersetzt, würde dieses unangenehme Gefühl am liebsten vollständig ausschalten. Aber das funktioniert nicht – zumindest nicht immer.
Um zu verstehen, warum das so ist, ist es hilfreich, die Ursprünge der Angst zu kennen. Ängste, sagen Experten, können als legitimer Bestandteil des Lernprozesses entstehen, der dem Menschsein zugrunde liegt, oder sie können ungewollt übernommen werden. Zum Beispiel, wenn man mit einem Elternteil aufgewachsen ist, das beim Segeln stressige Erfahrungen gemacht hat oder Vorurteile gegenüber der Navigation hegt, sie als gefährlich betrachtet und nur für Abenteurer oder seltsame Leute geeignet hält. Solche erzieherischen Botschaften können sich im Laufe der Jahre zu inneren Überzeugungen entwickeln, die in vielen Situationen an Bord aktiviert werden.

Angst ausgelöst durch Trigger und alte Traumata
Einige Menschen neigen dazu, in ihrer Komfortzone zu bleiben – die allerdings oft gar nicht so komfortabel ist, sondern lediglich vertraut – und bleiben dadurch weit unter ihren tatsächlichen Möglichkeiten. Die grundlegende Überzeugung „Ich schaffe das sowieso nicht“ wird dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Diese Haltung führt dazu, neue Herausforderungen zu vermeiden, sodass es keine Chance zur Korrektur gibt.
Angst kann durch innere und äußere Auslöser entstehen. Es gibt zum Beispiel Erwartungsängste: Seekrank zu werden oder von einem Gewitter überrascht zu werden. Aber es existieren auch Auslöser, die uns manchmal bewusst sind und manchmal nicht. Eine Erinnerung, ein bestimmter Geruch, ein bestimmtes Geräusch oder eine plötzlich auftretende körperliche Empfindung, die mit einer stressigen Erfahrung oder einer Erinnerung aus der Vergangenheit verbunden ist.
Wenn man als Kind mit den Eltern segeln war, von einem Sturm überrascht wurde und voller Angst unter Deck bleiben musste, können die Erinnerungen an dieses Ereignis plötzlich und unerwartet wieder auftauchen – etwa wenn man erneut den muffigen Geruch der Innenräume in der Nase hat. Das Gehirn erinnert sich plötzlich an ein auslösendes Ereignis und reagiert sofort, indem es die intensive Angstreaktion aus der Vergangenheit wieder aktiviert.

Der Angst in der Praxis begegnen
Um einen Zustand übermäßiger Angst oder Anspannung zu kontrollieren, helfen oft einfache Atemtechniken. In diesem Fall sollte das Ausatmen zwei- bis dreimal so lange dauern wie das Einatmen. Auch das Verknüpfen des Atems mit einem hilfreichen Gedanken kann einen positiven Effekt haben. Es ist außerdem nützlich, sich auf etwas Schönes oder Neutrales in der Umgebung zu konzentrieren – auf vorbeiziehende Wolken, die Sonne oder das Boot, das trotz vieler Wellen sicher durchs Wasser gleitet.
Wichtig ist jedoch, die Situation nicht schönzureden, denn unser Gehirn glaubt uns das nicht: Man kann sich selbst nicht anlügen. Es geht vielmehr darum, hilfreiche und realistische Gedanken zu haben, von denen man zu hundert Prozent überzeugt ist. Selbst ein kleiner Restzweifel von nur drei Prozent an einem beruhigenden Gedanken kann in einer akuten Angstsituation überwiegen und die angstlösende Wirkung stark abschwächen oder sogar völlig zunichtemachen. Besser ist es daher, sich auf die Erfahrung der Crew oder des Skippers zu konzentrieren, die vermutlich schon deutlich anspruchsvollere Situationen gemeistert haben. Auch Reden hilft – Eindrücke über die aktuelle Lage, das Wetter, die Risiken und mögliche Auswege auszutauschen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Umgang mit Angst
Beim Umgang mit Angst gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männliche Skipper empfinden es zum Beispiel oft als beschämend, Angst überhaupt mit sich selbst in Verbindung zu bringen, da sie diese als Makel oder Schwäche erleben. In solchen Fällen fällt es ihnen schwer, über ihre Ängste zu sprechen, und sie bevorzugen es, Auslöser und Reaktionen mit anderen Begriffen als „Angst“ zu beschreiben. Frauen hingegen haben selten Probleme damit, Ängste als solche zu benennen, und sind offener in Bezug auf ihre Emotionen und vermeintlichen Schwächen.
Gleichzeitig sind Männer auf Segelbooten im Allgemeinen eher bereit, aktiv Aufgaben zu übernehmen und um die Rolle des Skippers zu konkurrieren, während Frauen gerne durch Beobachtung lernen und alles genau verstehen möchten, bevor sie es selbstständig umsetzen. Auch wenn sie die Rolle der Skipperin übernehmen, überlassen sie das Kommando oft trotzdem anderen.
Tatsächlich wirken viele Frauen an Bord mutiger und furchtloser als Männer. Das liegt daran, dass Frauen evolutionsbedingt Beschützerinnen und Wächterinnen sind. Sie sind vorsichtiger, wenn es darum geht, Gefahr im Voraus einzuschätzen. In solchen Situationen sagen sie sich frühzeitig, dass es gefährlich werden könnte, und vermeiden daher jedes Risiko. Wenn die Gefahr jedoch tatsächlich eintritt, aktiviert sich bei Frauen der Instinkt zur Selbstbehauptung und zum Schutz.

Der Schlüssel ist eine gute Vorbereitung
Erfahrene Segler erschrecken in Gefahrensituationen anders als Neulinge. Das bedeutet nicht, dass sie unempfindlich sind, sondern dass ihre Angst zu einem anderen Zeitpunkt auftritt als bei den übrigen Crewmitgliedern – und dass sie schlichtweg mehr Erfahrung haben. Die erfahrene Person wird von der Angst erfasst, lange bevor die gefährliche Situation tatsächlich eintritt, und ist daher besser in der Lage, die Gefahr vorherzusehen, sich darauf vorzubereiten und sie zu vermeiden.
Das optimale Verhalten eines Skippers, das maximale Sicherheit gewährleistet, besteht darin, Widrigkeiten zu erwarten, bevor sie eintreten, und während problematischer Situationen Optimismus auszustrahlen. Das klingt logisch – denn was würde an Bord passieren, wenn der Skipper, also die verantwortliche Person, mit vor Angst weit aufgerissenen Augen alle verrückt machen würde?
Eine gute Vorbereitung der Crew und des Bootes sowie ein gewisses Maß an Kommunikation sind daher äußerst wichtig. Laut Experten in der Segelausbildung kann Angst nur durch gute Planung vermieden werden, denn Segeln sollte immer Spaß machen und niemals Angst oder Panik auslösen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Angst an Bord eines Bootes wichtig ist – aber zu viel Angst ist unnütz und kann vermieden werden. Kommunikation und Vorbereitung sind entscheidend, ebenso wie die Bereitschaft zu lernen, mitzumachen und es trotzdem zu versuchen.
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