Frauen und Segelboote? Angesichts der wachsenden Anzahl von Frauen, die sich in den letzten Jahren für das Segeln und diese Urlaubsart entschieden haben, könnte man sagen, dass das Meer noch nie so rosafarbig war. Das alte Klischee, dass Segeln nur etwas für Männer und Seemänner ist, scheint endlich Geschichte zu sein. Dieser Trend wird durch die Statistik bestätigt, insbesondere durch die Anzahl der Buchungen von Frauen, die inzwischen jedes Jahr die Anzahl der Buchungen von Männern um mehr als 50 % übersteigt.

Immer mehr Frauen gehen segeln, mieten im Urlaub ein Boot, schließen sich spezialisierten Online-Gruppen an, regen Diskussionen und spezielle Chats in sozialen Netzwerken an. Wovon hängt dieses Phänomen ab?

Jene Seefahrerinnen, die den Weg zum Meer eröffneten …

Die Gründe für den Erfolg des Frauensegelns sind vielfältig. Dieser Trend spiegelt die volle gesellschaftliche Entfaltung der Frauen wider, die heute als aktive Personen und Heldinnen sowie als echte Führungspersönlichkeiten in vielen Bereichen der Gesellschaft und des Marktes auftreten, darunter natürlich auch im Sport und bei Aktivitäten, die mit Freizeit und Natur zu tun haben. Und dann gibt es noch den Einfluss, der vielen Frauen, die es zu Führungspositionen, großer Aufmerksamkeit und auf die Titelseiten der Segelmagazine geschafft haben. Zu diesem Einfluss gehören auch Isabelle Autissier – die erste Frau, die allein an Bord eines Segelbootes die Welt umsegelt hat, oder Ellen MacArthur aus Großbritannien, die seit ihrer frühen Kindheit in der Welt der Hochseeregatten aktiv ist und den Geschwindigkeitsweltrekord hält, und die sehr junge Laura Dekker – eine Niederländerin, die vor einigen Jahren berühmt wurde, weil sie im Alter von nur 15 Jahren allein um die Welt segelte.

Segeln als Schule des Lebens

Neben den Regatten und sportlichen Höchstleistungen auf dem Meer gibt es auch Frauen, die ihre Kolleginnen einfach aus Abenteuerlust und Neugierde zum Segeln animiert haben, wegen dem Wunsch, die Welt aus einer neuen und bezaubernden Perspektive zu sehen. So wie die Italienerin Erica Giopp, die sich im Alter von 26 Jahren auf eine Reise begab, die sie „Boat-Stop“ (per Anhalter über das Meer) nannte und 17.000 Meilen über die Weltmeere reiste. Sie hat ein Buch „Un anno in Barcastop“ veröffentlicht, eine Art Reisetagebuch, in dem sie jeden dazu einlädt, das Leben Tag für Tag zu erleben und das Wesentliche zu genießen. Das Buch ist zu einem Erfolg geworden und hat sicherlich viele andere Frauen und Mädchen beeinflusst und sie davon überzeugt, auf ihren Rat zu hören und vielleicht selbst an Bord eines kleinen Segelboots zu steigen.

Freiheit, Abenteuer und Selbstentdeckung sind die stärksten Anreize des Segelns

Tatsächlich behaupten alle diese Seefahrerinnen, dass Segelboote und Segeln mächtige Werkzeuge sind, die das Beste in jedem hervorbringen, auch in Frauen. Wenn es einer Frau an körperlicher Kraft fehlt, gleicht sie das mit Intuition, Intelligenz und ihrer außergewöhnlichen Sinnlichkeit aus. Wonach genau suchen die Seefahrerinnen? Wie ihre männlichen Kollegen fühlen sie sich sicherlich von dem immensen Freiheitsgefühl angezogen, das man auf einem Segelboot hat, dem engen Kontakt mit der Natur und der Suche nach Entspannung. Aber auch den Willen, aus eigener Kraft erfolgreich zu sein, sich selbst auf die Probe zu stellen, das Selbstvertrauen in dieser Umgebung zu stärken, die manchmal feindlich und herausfordernd ist, genau wie das Meer selbst. Für viele Frauen ist eine Kreuzfahrt eine Möglichkeit, sich selbst zu finden, auf eigenen Beinen zu stehen und sich der Welt zu öffnen.

Auch für Singles und jüngere Mädchen ist ein Segelurlaub ein Synonym für Spaß, Unbeschwertheit und das Bedürfnis, wegzukommen. Für Frauen ist das Leben an Bord oft gleichbedeutend mit umfassendem Wohlbefinden und einer Erfahrung, die oft mit ergänzenden Aktivitäten wie Trekking, Yoga oder Tauchen kombiniert wird.

Für Frauen an Bord liegt der wahre Schwerpunkt auf der Verantwortung

Aber Frauen an Bord wünschen sich definitiv mehr Komfort als Männer. Sie wollen eine saubere, gemütliche und gut organisierte Einrichtungen. Küche und Bad müssen in perfektem, funktionellem Zustand und immer aufgeräumt sein. Es muss Geräte geben, die das Leben an Bord erleichtern: einen Kühlschrank, eine Gefriertruhe. Es ist allerdings sicher, dass Frauen, die an Bord eines Segelbootes kommen, nicht mehr nur Gäste sein wollen und das Lenken und die körperliche Arbeit den Männern überlassen. Sie wollen das Ruder übernehmen, dem GPS folgen, das Segelboot festmachen, Handhabungstechniken auch bei schlechtem Wetter erlernen, strenge Sicherheitsregeln befolgen. Schließlich ist das das Richtige, denn so sieht das Leben auf einem Boot aus, und all diese Aufgaben sind der schwierigste und anstrengendste Teil, aber auch der lohnendste. Ein Segelboot bietet die Möglichkeit, autonom und frei zu sein und sich gleichzeitig der Landschaft und der Kraft der Natur sowie der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten auf dem Meer bewusst zu werden.

Das soll auch eine Warnung an die Männer sein, die heutzutage mit Frauen segeln gehen: Es ist notwendig, das alte Klischee zu durchbrechen und den Frauen mehr und mehr Freiraum zu geben, um so viel wie möglich zu lernen, damit sie autonom sein können, falls etwas passiert, oder um in den vielen kritischen Momenten, die wir beim Segeln erleben, hilfreich zu sein.