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„Problem Solving“ auf See: Die Strategien von Michel Desjoyeaux - Marenauta Blog

– 15 Januar 2025 – Leben an Bord

Leben an Bord

„Problem Solving“ auf See: Die Strategien von Michel Desjoyeaux

Um ein Problem auf See zu bewältigen und zu lösen, reicht Wissen allein manchmal nicht aus. Ein analytischer und kreativer Ansatz ist erforderlich, der trainiert und weiterentwickelt werden kann. Dies lehrt uns der große französische Segler Michel Desjoyeaux, bekannt als „Le Professeur“.

Auf See zu sein bedeutet, eigenständig zu sein und in der Lage, unterschiedliche, manchmal äußerst herausfordernde Situationen allein zu bewältigen. Besonders wenn ein Problem auftritt, können Erfahrung, spezifisches Wissen und handwerkliches Geschick von großem Nutzen sein. An Bord gibt es zahlreiche Ausrüstungen, Geräte und Systeme unterschiedlichster Art. Idealerweise sollte man ein grundlegendes Verständnis von Mechanik, Elektronik, Elektrik und Hydraulik haben, um sicher zu gehen.

Der wichtigste Faktor, um jede Situation auf See zu meistern, ist jedoch der mentale Ansatz: die Herangehensweise an das Problem und die Fähigkeit, einen Ausweg zu finden. Vielleicht nicht den effektivsten, aber den richtigen für diesen speziellen Moment. Oft liegt das Problem nicht in der Menge des vorhandenen Wissens oder in der Suche nach vertrauenswürdigen Informationen. Viel häufiger besteht das Problem im Mangel an Wissen oder in der fehlenden Lösung für eine bestimmte Herausforderung.

Der analytische und geniale Ansatz von Desjoyeaux

Eine wertvolle Lehre darin, wie man auch extreme Probleme auf See bewältigt und löst, bietet ein Ausnahmesegler wie Michel Desjoyeaux. Der zweifache Gewinner der Vendée Globe wird von den französischen Fans von Segelsports, Hochseeregatten und Weltumsegelungen im Alleingang nicht umsonst „Le Professeur“ genannt – wegen seines analytischen und intelligenten Ansatzes im Leben. Desjoyeaux zeigt uns, dass ein auf „Problem Solving“ ausgerichtetes Denken erlernbar, praktizierbar und vor allem verbesserbar ist.

Während der Vendée Globe 2000/2001 geriet Michel Desjoyeaux mit seiner „PRB“ mitten im Pazifischen Ozean auf dem Weg zum Kap Hoorn in eine kritische Situation. Es war Silvester, als er am Nachmittag den Motor seiner Yacht starten wollte, um die Bordbatterien aufzuladen. Doch als er den Startknopf drückte, passierte nichts. Der Motor sprang nicht an. Am Vortag, beim letzten Starten des Antriebs, hatte er ein ungewöhnliches Geräusch bemerkt, dem er jedoch zunächst keine größere Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Nun stand das Problem jedoch in all seiner Deutlichkeit vor ihm.

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Michel Desjoyeaux

Der Anlasser ist defekt

Zuerst beschließt Desjoyeaux, den Anlasser des Motors zu demontieren, um herauszufinden, warum er nicht startet. Beim Öffnen entdeckt er, dass alle Kohlebürsten zerbröselt und unbrauchbar sind – und er hat keine Ersatzteile an Bord. Der Motor seiner Yacht stammt von Yanmar. Als der Segler das Unternehmen kontaktiert, erklärt man ihm, dass dieses Problem extrem selten vorkommt, vielleicht einmal unter einer Million Fälle. Doch ohne Ersatzteile gibt es laut Yanmar keine Lösung.

Für jeden anderen wäre es das Ende gewesen – aber nicht für „Le Professeur“. Die strengen Regeln der Vendée Globe verbieten jegliche physische Unterstützung. Das Anlaufen eines Hafens, um Ersatzteile aufzunehmen, hätte die sofortige Disqualifizierung für Desjoyeaux bedeutet. Er musste eine andere Lösung finden.

Seit der Kindheit in der Werft seines Vaters

Michel Desjoyeaux ist kein gewöhnlicher Segler. Er wuchs in der Werft seiner Eltern in Concarneau, Bretagne, auf, und das Segeln war von Beginn an Teil seines Lebens. Sein Zuhause war direkt mit der Werft verbunden, und sie war sein Spielplatz, als er noch ein Junge war. Es ist schwer, sich einen besseren Hintergrund vorzustellen, um sich mit der Schiffsingenieurkunst vertraut zu machen. Mit nur 20 Jahren nahm er als Teil der Crew des legendären Éric Tabarly an seiner ersten Weltumsegelung teil und erzielte unter dessen Anleitung herausragende Ergebnisse.

Mit dem defekten Anlasser beschließt Desjoyeaux, alle nicht essenziellen elektronischen Geräte an Bord abzuschalten: Anzeigesystem, Computer, Satellitenverbindung – alles bleibt aus. Eingeschaltet bleiben nur der Autopilot mit Kompass und das Solarpanel. Schließlich befindet er sich mitten im Pazifik, umgeben von nichts als Wasser. Doch er benötigt Energie – für den Autopiloten, den Entsalzer und die Kommunikationssysteme. Er kann nicht aufgeben und muss unbedingt eine Lösung finden.

Michel Desjoyeaux

Das Problem umformulieren

Der Anlasser ist defekt, daher zwingt sich Desjoyeaux, das Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Kann der Motor ohne Anlasser gestartet werden? Die Yacht verfügt über einen zweiten Generator, ein Gerät, das mechanische Energie in elektrische Energie umwandelt, um die Batterie aufzuladen.

An der Vorderseite des Motors befindet sich eine große zusätzliche Riemenscheibe, an der zwei horizontale Generatoren montiert sind – je einer auf jeder Seite. Seine erste Maßnahme ist, den Riemen eines Generators zu entfernen und ein Loch in die Riemenscheibe des Generators zu bohren, um eine Schraube und eine Öse zu befestigen. Auf diese Weise kann er ein Seil an der Riemenscheibe anbringen.

Sein Plan: den Motor wie bei einem Rasenmäher oder einem Außenbordmotor zu starten. Indem er das Seil aus dem Inneren des Bootes an Deck führt, kann er die mechanische Hebelwirkung der Winch nutzen, um das Seil mit ausreichender Kraft zu ziehen und den Motor zu starten.

Michel Desjoyeaux

Kaltstart: Eine scheinbar unmögliche Herausforderung

Als Desjoyeaux versucht, die Seilwinde zu drehen, wird ihm klar, dass er nicht lange genug und mit der nötigen Kraft ziehen kann, um den Motor zu starten. Die Temperaturen liegen zwischen 0 und 5 °C – ein Kaltstart für einen Dieselmotor ist unter solchen Bedingungen schwierig. Zudem reicht die verbleibende Batterieleistung nicht aus, um den Motor vorzuheizen.

Bei älteren Dieselmodellen gibt es oft einen Dekompressionshebel, der den Druck im Motor reduziert, um ihn leichter manuell mit einer Kurbel zu starten. Doch der Motor auf der „PRB“ ist ein moderneres Modell und verfügt nicht über diese Funktion.

Desjoyeaux hat daher die Idee, die Einspritzdüsen leicht zu lockern, um den Druck im Motor zu verringern und so das manuelle Drehen und Starten des Motors zu erleichtern.

Die zündende Idee: Warum nicht den Wind nutzen?

Er stellt fest, dass die Belastung, um den Motor zu starten, nicht allzu hoch ist – etwa 200 bis maximal 300 Kilogramm. Doch die Winch allein reicht nicht aus. Hier kommt der geniale Einfall: Er kann die Kraft des Windes nutzen, der die Segel antreibt.

Der Genoa ist zu klein und der Gennaker ist zu empfindlich für diesen Zweck. Also entscheidet er sich für das Großsegel. Er richtet ein System ein, bei dem das Seil, das an der Riemenscheibe des Generators mit fünf Windungen befestigt ist, bis zum Baum des Großsegels geführt wird.

Als er den Motor auf diese Weise zu starten versucht, gelingt es ihm beim ersten Versuch. Es ist unglaublich. Desjoyeaux kann das Rennen fortsetzen und gewinnt sogar. Seine geniale Lösung wurde später im Jahr 2016 von Sébastien Destremau und wahrscheinlich auch von anderen Soloseglern angewandt.

Michel Desjoyeaux
Photo Credits: Jean-Marie Liot/Lumibird

Kreatives Denken: Echte und scheinbare Probleme

Michel Desjoyeaux stand vor einem schwer lösbaren Problem: Der defekte Anlasser. Doch er konzentrierte sich nicht auf das offensichtliche Problem, sondern auf das eigentliche Ziel – den Motor der Yacht zu starten. Der defekte Anlasser war lediglich ein scheinbares Problem. Es gab keine Lösung, um den Anlasser zu reparieren, doch das spielte keine Rolle. Sein Fokus lag darauf, den Motor auf andere Weise zum Laufen zu bringen.

Der völlige Mangel an Alternativen half ihm zweifellos dabei, ihn zu motivieren und zu kreativen Ansätzen zu zwingen. Doch dieser Vorfall bleibt auch Jahre später ein herausragendes Beispiel für effektives „Problem Solving“. Nicht immer ist das Problem, das vor uns liegt, auch das, das wir tatsächlich lösen müssen.

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