
Segeln durch die Schönheiten des Toskanischen Archipels
Der Toskanische Archipel besteht aus 7 Hauptinsel und ebenso viele unbewohnte Inselchen und bietet das Beste für einen Segeltörn: unberührte Natur, kristallklares Wasser, Geschichte und ausruhende Atmosphäre. Vier dieser Inseln, von Norden bis Süden, und zwar Capraia, Elba, Giglio und Giannutri sind von den Seglern frei zugänglich. In den anderen drei, und zwar Gorgona, Pianosa, Montecristo, ist die Navigation aus verschiedenen Gründen verboten aber, mit Sondergenehmigung, sind sie problemlos besichtigbar. Alle gehören zum Naturpark des Toskanischen Archipels, der Lebensräume und Traditionen schützt und den Massentourismus effektiv verhindert. Die Inseln sind max 25 Seemeilen von einander entfernt, daher ist eine Sichtnavigation möglich.
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1. Tag, Marina di Scarlino, Einschiffung
Unser Segeltörn geht von der Marina di Scarlino los, in der Toskana, die nur wenige Seemeilen von den Inseln entfernt ist, in der Mitte des Archipels gelegen und, daher, eine sehr gute Ein – und Ausschiffungsbasis für eine Rundfahrt. Normalerweise geht man gegen 17 Uhr an Bord und man verbringt die erste Nacht im Hafen, sich zu entspannen und ein gutes Abendessen zu genießen.
2. Tag, Marina di Scarlino – Giglio, 35 Seemeilen
Am Morgen geht es weiter zur wunderschönen Insel Giglio, , die auch bei ausländischen Seglern sehr beliebt ist – dank ihrer zauberhaften Strände und der interessanten Mischung aus historischen und künstlerischen Zeugnissen. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie sich im Frühling in eine grüne Oase verwandelt, die von weißen Lilienblüten bedeckt ist, obwohl sie in Wirklichkeit ein gebirgiges, granitisches Land ist. Berühmt ist sie auch für die kleinen Terrassen mit Trockenmauern, die „greppe“ genannt werden. Der höchste Punkt ist der Poggio della Pagana mit 498 Metern.
Die Insel beherbergt drei Ortschaften. Die erste ist Giglio Porto, mit dem einzigen Hafen der Insel, den wir für das Anlegen nutzen werden. Bunt, lebendig und immer voller Betrieb, liegt er an der Nordostküste und ist durch zwei Molen geschützt. Bei der Ansteuerung helfen die markanten Häuser des Dorfes sowie der Sarazenenturm als Orientierungspunkte. Entlang der Ost- und Westkais gibt es etwa 60 Liegeplätze auf Wassertiefen von 1 bis 2,5 Metern. Zu den Serviceleistungen gehören Wasser- und Treibstoffversorgung im Hafenbecken; an Land gibt es Supermärkte, Geschäfte, Bars und Restaurants im Dorf. Die zweite Ortschaft ist Giglio Castello, ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs, während Giglio Campese, einst nur ein kleines Fischerdorf aus Hütten, sich in den letzten Jahren dank seiner herrlichen Strandlage am Dorfrand zu einem touristischen Zentrum entwickelt hat.
Unter den sehenswerten Buchten sind unbedingt zu erwähnen: Cala Cannelle, südlich von Giglio Porto, mit ihrem schönen Sandstrand und felsiger Uferlinie; ebenso Cala delle Caldane an der Ostküste. Hinter der Punta di Capo Marino liegt diese kleine, wilde Bucht mit einem Strändchen, vor dem man in 5–10 Metern Tiefe auf Sand- und Seegrasgrund etwa 100 Meter vor der Küste ankern kann. Eindrucksvoll sind auch Cala dell’Allume, erkennbar am Felsen „Scoglio della Cappa“, der 400 Meter südlich des Bucht-Eingangs liegt, sowie die Bucht von Campese, ein hervorragender Ankerplatz auf Sand, geschützt vor allen Winden außer denen aus Nordwest.
3. Tag, Giglio – Giannutri, 11 Seemeilen
Etwa 11 Seemeilen weiter südlich erwartet uns Giannutri, die südlichste Insel des Toskanischen Archipels. Rau und wild präsentiert sie Buchten mit kristallklarem Wasser, steile Klippen, die ins tiefblaue Meer stürzen, geheimnisvolle Meeresgrotten, kleine romantische Strände und dichte Wälder aus mediterraner Macchia. Auf der Insel gibt es zwei Anlegestellen: Cala Spalmatoio im Südosten und Cala Maestra im Nordwesten. Cala Spalmatoio ist eine weite Bucht, gut geschützt vor allen Winden außer jenen aus Ost und Südost. Der Anleger besteht aus einem Betonkai mit gemischtem Grund von 4 bis 4,20 Metern Tiefe. Theoretisch ist es ein guter Ankerplatz, doch ein Großteil der Bucht ist durch Dauerliegeplätze belegt. Zudem ist es verboten, innerhalb eines Radius von 100 Metern um die weißen und roten Bojen, die das Badegebiet markieren, zu ankern. Praktisch bleibt im Inneren der Bucht daher nur wenig Platz. Cala Maestra hingegen ist eine kleine Bucht an der Westküste, völlig offen zum Mistral, wie der Name schon sagt. Der kleine Kai ist stets besetzt, sodass die einzige Möglichkeit darin besteht, den Anker auf dem sandigen Grund mit verstreuten Felsen zu werfen – nicht überall zuverlässig haltend – und eine Leine an Land auszubringen. Von hier aus öffnen sich zwei kleine Strände: der erste besteht aus Sand und Kies, der zweite nur aus Geröll. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Ruinen der antiken römischen Villa Domizia, die auf das 2. Jahrhundert nach Christus zurückgeht.
Abgesehen von den Anlegemöglichkeiten zeichnet sich Giannutri durch eine zerklüftete Küste aus, die stellenweise von Stränden unterbrochen wird, wie Cala Brigantina, Cala dello Scoglio und Cala Schiavone (oder Cala dello Schiavo). Die Unterwasserwelt birgt neben herrlichen senkrechten Wänden mit Gorgonien, Schwämmen, Korallen und Seescheiden auch Geheimnisse wie antike und moderne Wracks, die heute Teil eines bedeutenden Meeresschutzgebiets sind. Nach der Anlandung kann man auf den Wegen des Parks wandern, begleitet von den Düften der mediterranen Macchia, immer in Begleitung eines Naturführers. An der Südspitze der Insel wird die Küste noch wilder: hier entstehen Buchten und Meeresgrotten, die sogenannten „Grottoni“, Nistplätze seltener Arten wie der Silbermöwe. An dieser Küste steht auch der Leuchtturm von Giannutri, mit seinem charakteristischen achteckigen Turm, der bis heute sein Licht für vorbeifahrende Schiffe ausstrahlt und einen Besuch wert ist.
4. Tag, Giannutri – Montecristo, 34 Seemeilen
Am vierten Tag gönnen wir uns Montecristo, eine Insel, die eine Welt für sich ist – absolut unberührt, wild, authentisch und vor allem zeitlos. Wer das Glück hat, auf dieser Granitinsel Fuß zu setzen, weiß, dass er in eine andere Dimension eintritt. In der literarischen Vorstellung ist Montecristo nämlich die Schatzinsel schlechthin, jener Ort, den Alexandre Dumas für seinen berühmten Roman „Der Graf von Montecristo“ gewählt hat. Für Segler gelten jedoch strenge Beschränkungen: Um auf der Insel an Land zu gehen, muss man eine Genehmigung beim Forstkorps von Follonica beantragen, und pro Jahr sind nur 1.000 Besucher zugelassen.
Die einzige Zufahrt ist Cala Maestra, die jedoch bei Mistral unzugänglich wird. Der Grund ist sandig, aber es ist nur das Festmachen an einer Boje oder am kleinen Kai erlaubt. Zwei Wege ermöglichen es, die wilde Natur von Montecristo zu erkunden, beide beginnen in Cala Maestra, nahe der ehemaligen königlichen Villa. Dort befinden sich die Unterkünfte der Wächter und Förster, ein Naturkundemuseum, ein botanischer Garten aus dem 19. Jahrhundert und ein schöner Zitrushain. Die Insel ist ansonsten geprägt von Steineichenwäldern, die sich mit Felsen, Hängen und riesigen vom Wind geformten Granitblöcken abwechseln, sowie mit zylindrischen Becken, die durch das Wirbeln des Wassers ausgehöhlt wurden. Königin und Symbol der Insel ist die Wildziege, ein prachtvolles Tier, das dem Steinbock ähnelt und in Italien nur hier vorkommt.
In etwa einer Stunde Fußmarsch erreicht man die Ruinen der Abtei San Mamiliano. Vom Rückweg nach Cala Maestra zweigt der Pfad zur Grotte des Heiligen ab, einem weiteren Kultort, der San Mamiliano gewidmet ist. Der zweite Wanderweg führt zum Belvedere: ein bequemer Pfad steigt am südlichen Hang der Cala Maestra hinauf und erreicht einen spektakulären Kamm, der sich über das Felsentheater der Insel und über die Cala Santa Maria öffnet – eine einladende Bucht bei ruhigem Meer. In ihren Gewässern wachsen Posidonia-Wiesen, Seeanemonen, Gorgonien und Korallen; auch der Mondfisch ist hier häufig anzutreffen.
Sehenswert sind zudem weitere Buchten mit klangvollen und geheimnisvollen Namen wie Cala dei Corvi (Rabenküste), Cala del Diavolo (Teufelsbucht) oder Cala dei Ladri (Diebesbucht) sowie schroffe Landspitzen wie Punta delle Bozze, Punta dei Fanciulli oder Punta Nera.
5. Tag, Montecristo – Pianosa – Elba, 25 Seemeilen
Wir steuern in Richtung Elba, aber vorerst halten wir in Pianosa an. Bis 1997 befand sich hier ein berüchtigtes Gefängnis; heute gehört die Insel zum Nationalpark des Toskanischen Archipels. Das Ankern und die Navigation innerhalb einer Seemeile von der Küste sind jedoch weiterhin verboten. Man kann sich jedoch anmelden, um diese erstaunliche Natur-Oase zu besuchen.
Zu den Anlegemöglichkeiten zählen der wunderschöne kleine Hafen bei Cala San Giovanni, Cala della Ruta – erkennbar an einem quadratischen roten Turm an der Südseite der Insel – sowie der Golf von Botte an der Nordwestküste. Bei einem Landgang entdeckt man rund 500 Arten seltener Pflanzen, darunter spektakuläre Exemplare jahrhundertealter Olivenbäume, die einst von Napoleon pflanzen ließ. Auch die Bauwerke sind bemerkenswert, wie das Forte Teglia oder die eindrucksvollen frühchristlichen Katakomben: ein dichtes Netz von Gängen, 200 Meter lang, in den Fels gehauen. Unvergesslich ist auch ein Bad in der Cala Giovanna, einer Bucht mit feinstem weißen Sandstrand.
Anschließend geht es weiter nach Elba. Hier stehen uns je nach Windrichtung sechs gut geschützte Häfen zur Verfügung, zusätzlich zu zahlreichen kleinen und großen, aber stets geschützten Buchten. Der wichtigste Hafen ist Portoferraio, mit seiner weiten, sicheren Bucht und umfassender nautischer Infrastruktur; lediglich bei Südwestwind gibt es etwas Schwell. Eine Alternative ist Rio Marina, das einen Außenkai, eine feste Pier und einige Schwimmstege bietet. Eine weitere gute Option ist Porto Azzurro, bestehend aus einem nach Südwesten ausgerichteten Kai sowie mehreren privat betriebenen Schwimmstegen. Die Häfen von Cavo und Marina di Campo sind kleiner, während Marciana Marina, direkt vor dem gleichnamigen Dorf gelegen, einer der malerischsten Ankerplätze Elbas ist. Der Schutz ist gut, jedoch eingeschränkt bei Grecale und Tramontana. Jeder dieser Häfen ermöglicht es, die herrlichen Altstädte der umliegenden Orte zu besuchen, die jeweils ihren ganz eigenen Charakter haben: von den mediceischen Türmen, den Renaissance-Festungen und der Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert in Portoferraio, über die vom Salz zerfressenen alten Häuser und steilen Treppen von Marciana Marina, bis hin zu den spanisch anmutenden Altstadtvierteln von Porto Azzurro oder den engen Gassen, Granitgewölben und pastellfarbenen Häuschen des ehemaligen etruskischen Dorfes Capoliveri.
Dazu kommt die wilde Natur der Insel mit Eichen- und Kastanienwäldern, verschlungenen Bergpfaden, alten Minen, steilen Klippen und einer Vielzahl von Buchten und Stränden, die es zu entdecken gilt. Zu diesen gehören Cala Piscatoio, Cala Perla oder die berühmte Bucht Cavoli, ebenso wie die Strände von Cavo, Innamorata, Palombaia, Fetovaia, Galenzana, das strahlend weiße Le Ghiaie und der herrliche Strand von Portoferraio mit seinem kristallklaren Wasser.
Für Tauchbegeisterte bietet sich zudem ein ganz besonderes Erlebnis: Vor der Westküste, nahe Pomonte, liegt am Felsen Scoglio di Ogliera das Wrack des Frachters Elviscott, der 1972 in einem Sturm mit einer Ladung Holz sank. Es ruht auf nur 13 Metern Tiefe auf sandigem Grund und ist so gut erhalten, dass es sogar von Schnorchlern mit etwas Erfahrung erreicht werden kann.
6. Tag, Elba – Capraia, 20 Seemeilen
Wir setzen die Reise fort mit Ziel Capraia. Einst Standort eines Gefängnisses, das vom 19. Jahrhundert bis 1986 in Betrieb war, ist Capraia die westlichste der toskanischen Inseln – vulkanisch, felsig und von wilder Schönheit. Schon aus der Ferne ist sie an der markanten Silhouette des Monte Arpagna erkennbar, der mit 447 Metern an der Nordseite der Insel aufragt. Der beste Ort zum Anlegen ist der Hafen von Capraia, ein malerisches Hafenbecken, das von einem kleinen Dorf umgeben ist und in einer herrlichen Reede liegt, die wie ein Piratenversteck wirkt. Die Hafeneinfahrt ist leicht an dem Leuchtturm und dem Turm oberhalb von Capo Ferraione zu erkennen. An den Kais und am Ufer kann man auf einem Grund aus Sand und Seegras mit Tiefen von 5–10 Metern festmachen. An der Pier gibt es Wasser- und Stromanschlüsse, sanitäre Einrichtungen sowie Treibstoff. An Land findet man zudem Bars, Bank, Post, Geschäfte und Restaurants.
Eine kurze Umrundung der Insel offenbart ihre wahre Essenz. An der Ostseite öffnen sich Täler zu Buchten, in denen Bäche kleine Einbuchtungen, Kiesstrände und Grotten formen. Im Süden sollte man unbedingt die Cala Rossa besuchen – eine rund 100 Meter breite, eindrucksvolle Bucht, deren graues Lavagestein in starkem Kontrast zum leuchtenden Rot des Basalts steht. Der Ankergrund ist jedoch unsicher. Westlich von Punta Zenobito liegt die Cala del Moreto, wo man in 10–15 Metern Tiefe auf sandigem und felsigem Grund ankern kann. Die Küsten der Westseite von Capraia sind hoch und felsig, gesäumt von Höhlen und natürlichen Bögen, die es zu erkunden gilt. Wind und die Ausbrüche des Vulkans Zenobito haben hier große Hohlformen geschaffen, die sogenannten „tafoni“. Die bekannteste Höhle ist die des Bue Marino, während der berühmteste Bogen jener der Cala del Reciso ist – faszinierend und sogar durchschwimmbar. Weitere spektakuläre Orte auf Capraia sind die Cala Ceppo, eine weite Bucht, die den Winden aus Süd und Ost ausgesetzt ist und von hohen, eindrucksvollen Klippen überragt wird. Der beste Platz zum Ankern befindet sich nördlich der Bucht auf sandigem Grund in 5–8 Metern Tiefe. Ebenfalls sehenswert sind die Ansa Carbicina sowie der Scoglione, ein Felsen von etwa fünf Metern Höhe, der markant aus dem Wasser ragt.
7. Tag, Capraia – Marina di Scarlino, 40 Seemeilen
Unsere Segelfahrt neigt sich dem Ende zu und es ist Zeit, nach Marina di Scarlino zurückzukehren. Nur 40 Seemeilen genügen, um die Einschiffungsbasis zu erreichen. Die Abenteuerlustigsten können einen Abstecher nach Gorgona wagen, der nördlichsten Insel des Toskanischen Archipels – doch dafür sind weitere 30 Meilen zurückzulegen, was eine echte Herausforderung wäre. Außerdem ist auch diese Insel ein Schutzgebiet und nur schwer zugänglich, da sich dort die streng bewachten Einrichtungen eines Hochsicherheitsgefängnisses befinden.
Kein Grund zur Enttäuschung: Auch so ist der Toskanische Archipel von solcher Schönheit, dass er Herz und Augen erfüllt – und uns stets eine Einladung hinterlässt, zurückzukehren, um ihn wieder an Bord eines Segelbootes zu bewundern, in Stille und mit Respekt vor einer Natur, die es zu bewahren gilt.
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