
Segeltechnik: Wie man am besten durch die Wellen segelt
Segeln mit Wellen kann eine unangenehme Erfahrung sein, mit langen und unbequemen Passagen und im schlimmsten Fall einem gefährlichen Risiko des Rollens des Bootes. Dennoch kann es auch eine spannende Fahrt zum eigenen Ziel darstellen.
Zu verstehen, wie man das Boot einstellt, um zwischen den Wellen zu segeln – sei es, um von ihnen zu profitieren oder ihre ungünstigsten Eigenschaften abzumildern –, ist eine Fähigkeit, die es wert ist, erlernt und geübt zu werden. Dadurch wird das Segeln angenehmer und man gewinnt das nötige Vertrauen, um auch in einem breiteren Spektrum von Bedingungen zu navigieren.
Mit den Wellen im Raumschots segeln
Es ist offensichtlich: Je größer das Boot, desto weniger problematisch sind die Wellen. Um es zu veranschaulichen – denkt man an einen Supertanker mitten im Ozean, so würde eine Welle, die gerade eben das Deck benetzt, ausreichen, um eine Fahrtenyacht kentern zu lassen.
Alles dreht sich um die Übertragung der Energie der Welle auf den Körper, durch den sie wirkt – in diesem Fall das Boot. Auch wenn die Größe entscheidend ist, spielt beim Segeln mit den Wellen die Geschwindigkeit eine ebenso wichtige Rolle, da sich der Energietransfer bei höherem Tempo verringert. Moderne Segelboote sind im Raumshots bei starkem Wellengang leichter zu handhaben, weil sie in der Lage sind, am Windschatten hohe, konstante Geschwindigkeiten zu erreichen.
Schneller, sicherer
Je schneller das Segeln im Raumschots mit den Wellen wird, desto mehr Technik ist jedoch erforderlich, um das Ziel sicher zu erreichen. Hier kommen mehrere Faktoren ins Spiel. Erstens: Bei höheren Geschwindigkeiten während der Abfahrt einer Welle hat die Bewegung des Ruders einen stärkeren Einfluss auf die Kursänderung. Wenn man auf einer großen Welle segelt, beschleunigt das Boot, und es können leicht große Kursänderungen auftreten, die auch zu erheblichen Schwankungen im Windwinkel führen. Hier ist eine sanfte Hand mit kleinen Rudereingaben erforderlich.
Der zweite Faktor betrifft die Wahl des Abfahrtswinkels der Welle,, um sicherzustellen, dass man in die richtige Richtung steuert, wenn man die Wellentalsohle erreicht. Nicht umsonst spricht man davon, eine Welle zu surfen. Es ist hilfreich, sich vorzustellen, wie echte Surfer eine Welle hinunterfahren: niemals gerade entlang der Wellenwand, sondern immer in einem Winkel, der quer zur Wellenrichtung liegt.
Wie man eine Welle mit dem Boot surft
Sobald das Heck zu heben beginnt,, beschleunigen Sie das Boot. Je größer und schneller die Welle ist, desto früher und drastischer muss der Kurswinkel verändert werden, damit die Geschwindigkeit des Bootes derjenigen der Welle möglichst nahekommt. Sobald Sie im Surf sind, steuern Sie nicht direkt auf die Welle zu – Sie würden die vorausliegende Welle treffen. Wenn Sie anhalten, läuft die Welle unter Ihnen durch, und Ihr scheinbarer Windwinkel verändert sich abrupt und deutlich.
Steuern Sie stattdessen so, dass das Boot entlang der Wellenfront hinabrutscht – entweder luv- oder leeseitig zur Senkrechten der Welle. Das verlängert die Surfdauer und hält das Boot auf einer konstanten Geschwindigkeit. Wenn die Welle den Rumpf trifft, wird ihre Energie auf das Boot übertragen. Wenn das Boot relativ langsam und klein ist, reicht die Energie der Welle aus, um es zu kippen.
Ein 36-Fuß-Boot, das 6-7 Tonnen wiegt und mit 6-7 Knoten auf Raumwindkurs segelt, wird von einer Welle, die sich mit 30 Knoten bewegt, viel stärker beeinflusst als ein Trimararan mit denselben 6-7 Tonnen, der mit 25 Knoten unterwegs ist.
Rollen beim Segeln in den Wellen
Natürlich gibt es beim Segeln in den Wellen Momente, in denen das Boot rollt – das ist unvermeidlich, und es ist nahezu unmöglich, den perfekten Winkel zu finden. Dies ist ein besonderes Problem bei älteren Booten mit relativ breitem Rumpf, aber schmalen Heckspiegel: Sie neigen dazu, stark zu schwanken und zu rollen. Ein breiteres Heck bietet jedoch mehr Leistung vor dem Wind und ermöglicht schnellere Geschwindigkeiten.
Es gibt dennoch Maßnahmen, um das Rollen einzuschränken und das Segeln etwas weniger anstrengend zu machen. Generell empfiehlt es sich, mit weniger Twist in den Segeln zu segeln, da dies die Rollbewegung verringert. Wenn das Achterliek zu offen ist, entweicht Luft aus dem oberen Teil des Großsegels. Ist das Großsegel jedoch stark vverdrillt, weicht der obere Teil der Segelfläche etwa 90° von der Mittschiffslinie ab, während der untere Teil mit dem weit ausgebaumten Baum deutlich weniger als 90° absteht und somit unten mehr Kraft erzeugt. Dieser Unterschied im Winkel zwischen den beiden Bereichen verursacht das Rollen des Bootes.
Der obere Teil des Segels klappt im Wind um, was dazu führt, dass der Mast nach Luv kippt. Anschließend übernimmt der Kiel, und das Boot richtet sich wieder auf, wodurch die Rollbewegung noch verstärkt wird. Durch Erhöhen der Spannung am Achterliek erhält man ein gleichmäßigeres Profil, sodass der Wind über die gesamte Länge am Segel anliegen bleibt.
Mit gesetztem Spinnaker gilt dasselbe Prinzip, allerdings mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass das Achterliek und das Vorliek weicher sind. Das Ziel ist, zu verhindern, dass der Spinnaker um die Vorderseite des Bootes herumdreht.
Segeln im Raumschots bei leichtem Wind und Wellen
Auch wenn es nicht so beängstigend ist wie bei starkem Wind, kann das Segeln im Raumschots mit einer folgenden Welle bei leichtem Wind genauso anspruchsvoll sein. Im Allgemeinen liegt die Schwierigkeit darin, dass die Wellen den Wind „ersticken“. Beschleunigt man auf einer Welle, sieht man häufig, wie der scheinbare Wind von achtern plötzlich nach vorn dreht, während man die Welle überholt. Die Geschwindigkeitsunterschiede in dieser Situation sind recht gering. Wenn der wahre Wind 5 Knoten beträgt und das Boot mit 3 Knoten segelt, kann eine größere Dünung das Boot leicht auf 5 Knoten beschleunigen– und in diesem Moment segelt man praktisch bei 0 Knoten Wind.
Es lohnt sich daher, einen breiteren Winkel zu wählen, um die Bootsgeschwindigkeit zu erhöhen und gleichzeitig den Unterschied zwischen dem scheinbaren Wind auf der Wellenfront und der wahren Windgeschwindigkeit außerhalb der Welle zu verringern. Bei leichtem Wind tritt zudem häufig das Problem auf, dass das Großsegel killt, wenn das Boot auf einer Welle beschleunigt. Der Einsatz einer Bommenniederholer-Vorrichtung kann dieses Problem leicht lösen.
Auf Amwindkurs in Wellen segeln
Das Segeln in schwerem Wellengang oder auch in mäßigem Kabbelwasser kann die Geschwindigkeit und den Komfort erheblich beeinträchtigen. Aber wenn die Route einen Amwindkurs erfordert, was kann man tun, ohne den Motor einzusetzen? Der Rat ist, beim Aufstieg auf die Wellenwand anzuluven und sich leicht abzubfallen, wenn man die Rückseite der Welle erreicht. Das Ziel ist, so wenig Zeit wie möglich am Wellenkamm zu verbringen, Krängung zu vermeiden und die Fahrt zu halten, um eine möglichst gerade Linie zu segeln.
Der Schlüssel unter diesen Bedingungen ist ein Segeltrimm, der über eine breite Spanne von Winkeln hinweg die beste Leistung bietet. Nicht nur das Steuern auf einer Welle ändert den Winkel zum Wind, sondern auch der scheinbare Wind verändert sich erheblich. In der Wellensohle, wenn man sich langsam vorwärts bewegt, ist die scheinbare Windgeschwindigkeit deutlich geringer. Beim Abfallen vom Wellenkamm hingegen ist die scheinbare Geschwindigkeit merklich höher.
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Man sollte überlegen, früher zu reffen als unter normalen Bedingungen, wenn man in großen Wellen Amwind segelt. Sind die Wellen sehr groß, kommt zur Veränderung der scheinbaren Windgeschwindigkeit noch hinzu, dass in der Wellensohle Flaute herrscht, während am Kamm eine Böe auftritt. Daher ist es wichtig, das Boot auf die maximale Windstärke einzustellen, die während der Fahrt auftreten könnte.
Segeln in extremen Wellenbedingungen
Am Wind, bei sehr hoher See, gibt es einen Punkt, an dem die Geschwindigkeit zu groß wird und eine unbeabsichtigte Patenthalse zu einer sehr realen Gefahr wird. Dennoch ist Verlangsamen nicht die richtige Lösung. Da wir wissen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine schnelle Welle ein langsam segelndes Boot ins Rollen bringt, wählt man in der Regel das kleinere Übel: schnell segeln und damit zumindest die Wahrscheinlichkeit eines Rollens verringern – auch wenn diese weiterhin relativ hoch bleibt.
Wenn Sie feststellen, dass Sie bei rauer See auf Amwindkurs nicht vernünftig vorankommen, könnte es sinnvoll sein, den Motor einzuschalten, um dem Boot zu helfen, die Wellenfront hinaufzukommen. Dies verhindert, dass Kiel und Ruder blockieren, und hilft, die Kontrolle zu behalten und einen strafenden Raumwindkurs zu vermeiden. In manchen Fällen könnte es sogar notwendig sein, die Segel komplett zu bergen.
In der Regel gilt: Wenn es schwerfällt, auf Amwindkurs Fortschritte zu machen, können Sie auf Raumwindkurs oft schnell vorankommen. Finden Sie daher den nächstgelegenen sicheren Hafen (vorzugsweise leicht erreichbar und mit ausreichender Tiefe), der sich leewärts Ihrer Position befindet, und setzen Sie Kurs darauf.
Wann man den Motor bei Wellengang einsetzen sollte
Beim Segeln am Wind in Wellen kann der Einsatz des Motors oft helfen, das Ziel schneller zu erreichen. Beim Segeln in Raumschots hingegen ist der Motor in der Regel keine nützliche Option, da man häufig schneller segelt, als der Motor das Boot antreiben könnte. In diesem Fall würde man lediglich Treibstoff verschwenden, während der Propeller wirkungslos unter dem Rumpf mitdreht.
Mit den richtigen Fähigkeiten und der passenden Einstellung kann das Segeln in Wellen großen Spaß machen. Dennoch sollte ein Großteil der Entscheidungen vom Zustand und der Erfahrung der Crew abhängen. Wenn einige Crewmitglieder anfällig für Seekrankheit sind, ist es sinnvoll, weiterzumachen?
Mit dem Autopilot in Wellen segeln
Autopiloten und Wellen sind nicht immer die besten Reisebegleiter. Doch die Technik hat sich verbessert: Neuere Systeme können Stampf- und Gierbewegungen erkennen und entsprechend den Kurs anpassen. Auch wenn man nicht über die neueste Technik verfügt, lässt sich häufig ein System nutzen, das sich nach dem Wind richtet, anstatt sich ausschließlich auf den Kompasskurs zu verlassen. Diese Option ist besonders hilfreich bei kabbeliger See, erfordert jedoch, dass der Autopilot korrekt eingestellt ist.
Beim Segeln in Raumschots, wo Wellen und die höhere Beschleunigung des Bootes eine größere Rolle spielen, ist es fast immer ratsam, den Autopiloten auf den echten Wind auszurichten. Am Wind hingegen steuert der Autopilot meist besser als wir selbst. In diesem Fall sollte er in der Regel auf den scheinbaren Wind eingestellt werden, da die Geschwindigkeitsschwankungen des Bootes deutlich geringer ausfallen.
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