Der gute Crewgeist zeigt sich beim Anlegen
Die Anlegemanöver gehören zum schwierigsten Teil eines Segeltörns – ein heikler Moment, in dem die gesamte Crew, nicht nur der Skipper, eine wichtige Rolle mit klar definierten Aufgaben übernimmt. Hier einige Regeln, mit denen sich alles optimal bewältigen lässt und man auch an der Pier einen guten Eindruck macht. Das Anlegen des Bootes in den engen Räumen eines Hafens ist keine leichte Aufgabe. Im Sommer sind die Sporthäfen zudem oft überfüllt und selbst das Hafenpersonal, das den Wassersportlern eigentlich helfen sollte, ist nicht immer sofort verfügbar.
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Für diejenigen, die zum ersten Mal auf Segelkreuzfahrt gehen, aber auch für Chartercrews, kann das Anlegemanöver Stress verursachen. Doch wenn der Skipper erfahren ist und die Aufgaben an Bord gut koordiniert, kann man am Ende auch vor den anderen Booten an der Pier eine gute Figur machen. Dies sind die wichtigsten Anlegeregeln, die man im Kopf behalten sollte.
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Den Liegeplatz im Hafen wählen
In der Regel wählt man in Häfen und touristischen Marinas den Liegeplatz nicht frei aus; er wird von der Hafenverwaltung über UKW-Funk zugewiesen – je nach den verfügbaren Plätzen an der Pier, den Abmessungen des Bootes und den aktuellen Wetter- und Seebedingungen. Falls viele Plätze frei sind, kann man einige Minuten an einem Steg, an einer Boje oder an einem Muringball warten, um in Ruhe zu entscheiden, dabei jedoch darauf achten, andere Boote nicht zu behindern. In manchen Häfen steht den Gästen ein Empfangssteg zur Verfügung, an dem ankommende Boote kurzzeitig festmachen können.
Zu den Faktoren, die die Wahl des Liegeplatzes beeinflussen, gehören selbstverständlich die geplante Aufenthaltsdauer, aber auch die aktuellen und vorhergesagten Wetterbedingungen, die den Zeitpunkt der Abfahrt maßgeblich beeinflussen können.

Anlegen – Teamarbeit an Bord
Sobald der Liegeplatz feststeht, beginnt das eigentliche Anlegemanöver. In dieser Phase übernimmt immer der Skipper bzw. der Schiffsführer die Kontrolle und steuert das Boot, doch auch die Unterstützung der übrigen Crewmitglieder kann entscheidend sein: jemand räumt das Deck von unnötigen Gegenständen frei, ein anderer bringt die Fender zum Schutz der Bordwände in Position, jemand birgt die Segel und wieder jemand anderer nimmt die Muringleine auf. Letzterer hat die Aufgabe, den sogenannten Ankerblock („Mooring block“ ) aufzunehmen – eine Grundleine, die mit Betonblöcken oder Ketten am Meeresboden verankert ist und an einer Klampe des Bootes befestigt werden muss. Es empfiehlt sich, vor dem Aufnehmen Handschuhe anzuziehen und beim Handling darauf zu achten, sich nicht zu verletzen und das Boot nicht zu verschmutzen. Um das Auffinden zu erleichtern, ist das Ende der Muringleine meist mit einem farbigen Band oder einem anderen Erkennungszeichen markiert. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass sich dieses Tau in der Schraube verfängt.
Nachdem die Muringleine am Boot gesichert ist, kann man sich in Ruhe dem korrekten Ausbringen der Leinen widmen, indem man die Spannung der Grundleine so reguliert, dass der richtige Abstand des Rumpfes zur Pier gewährleistet ist. Bei der in touristischen Häfen am häufigsten angewandten Anlegeart – mit dem Heck zum Steg – spielen die Bugleine und die beiden Heckleinen die wichtigste Rolle. Die Regel lautet, dass diese so straff wie möglich gesetzt werden und bei Bedarf durch zusätzliche Haltleinen ergänzt werden sollten.

Anlegen: Behalten Sie immer den Wetterbericht im Auge
Wenn man das Boot am Liegeplatz zurücklässt – selbst nur für kurze Zeit –, sollte man stets die Wetterbedingungen im Blick behalten, da eine Veränderung die Wirksamkeit des Anlegemanövers beeinträchtigen könnte. Verschlechtert sich das Wetter, kann man ein oder mehrere zusätzliche Festmacherleinen ausbringen. Bei starkem Schwell müssen die Leinen so befestigt werden, dass der Rumpf den Bewegungen des Wassers folgen kann, ohne ruckartig belastet zu werden.
Liegt man längsseits neben anderen Booten, ist es außerdem ratsam, die Festmacher auf ihre Haltbarkeit zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Masten mit ihren Salingen ausreichend Abstand haben, um ein mögliches Aneinanderschlagen zu verhindern.

Das Boot ordentlich hinterlassen – mit geschlossenen Segeln
Auch das Deck eines festgemachten Bootes sollte so frei wie möglich bleiben, mit ordentlich aufgeräumten Schoten und Fallen. Um störende Geräusche zu vermeiden, können diese an den Bugkorb oder an eine Stelle geführt werden, an der sie bei aufkommendem Wind nicht gegen den Mast schlagen. Und schließlich die Segel: Am besten nimmt man sie ab und verstaut sie unter Deck, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Die Genua kann auch aufgerollt bleiben, sofern sie über einen ausreichenden UV-Schutz verfügt – wichtig ist jedoch, dass das Schothorn nicht lose ist und im Wind schlagen kann, was das Segel beschädigen oder ungewollt weiter aufrollen könnte.
Die letzte Arbeit nach Abschluss des Anlegens besteht darin, die Gangway zur Pier auszubringen. Auf Charterbooten ist dieses Zubehör normalerweise vorhanden, und es ist immer besser, es zu benutzen, statt sich auf wacklige, nasse oder rutschige Bretter zu verlassen. Vorsicht auch bei sehr hohen Stegen, die ein Betreten mit steiler Neigung erzwingen. Ist auch das erledigt, bleibt nur noch, den Aufenthalt an Land zu genießen.
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