Was man tun (und nicht tun) sollte, wenn ein anderes Boot um Hilfe bittet
Segeln ist eine Leidenschaft, aber auch eine Verantwortung. Es kann jedem passieren, auf ein in Not geratenes Boot zu treffen, das um Hilfe bittet. Hier ist ein praktischer Leitfaden, um in einer solchen Situation mit Umsicht und Sicherheit zu handeln – und so einen Moment der Krise in eine Geste maritimer Solidarität zu verwandeln.
Das Meer ist weit, doch die Gemeinschaft der Freizeitskipper ist durch ein unsichtbares Band gegenseitiger Hilfe verbunden. Wer regelmäßig die Wellen befährt, wird früher oder später auf eine Situation stoßen, die sein Eingreifen erfordert: ein anderes Boot mit einem technischen Defekt, eine Crew in Schwierigkeiten. Was ist in solchen Fällen zu tun? Die Antwort liegt in einer Kombination aus Vorbereitung, Vorsicht und Kenntnis der Seemannschaftsregeln.
Lesen Sie auch: Mit dem Segelboot durch die wunderbaren und jahrtausendealten Inseln des Dodekanes

Vorsicht an erster Stelle: die Situation einschätzen
Sich einem Boot zu nähern, das in Not zu sein scheint, erfordert Ruhe und Besonnenheit. Analysieren Sie die Lage sorgfältig: Hören Sie auf Hilferufe oder Funksignale, beobachten Sie das Boot und seine Besatzung genau. Vergewissern Sie sich, dass tatsächlich Hilfe benötigt wird. Nähern Sie sich dann langsam und halten Sie einen sicheren Abstand..
Fragen Sie, ob Unterstützung benötigt wird, ohne an Bord zu gehen. Wenn das Boot verlassen wirkt, sich aber offensichtlich in einer Notlage befindet, steigen Sie keinesfalls an Bord. In diesem Fall ist es am besten, sofort die Rettungskräfte zu alarmieren und deren Eintreffen abzuwarten.

Der Alarm: Wie man Rettungskräfte verständigt
In Italien z.B. wählt man für die Kontaktaufnahme mit der Küstenwache die Nummer 1530 – eine Information, die jeder Freizeitkapitän stets griffbereit haben sollte. Alternativ kann das UKW-Funkgerät (VHF) genutzt werden. Wenn die Lage kritisch ist, senden Sie auf Kanal 16 den Notruf „Mayday“, wobei das Wort dreimal wiederholt werden muss. Anschließend nennen Sie den Namen Ihres Bootes, Ihre Position, die Art des Notfalls, die benötigte Hilfe, die Anzahl der Personen an Bord sowie eventuelle Verletzte. Sprechen Sie deutlich und langsam und wiederholen Sie die Angaben bei Bedarf.
Beachten Sie, dass Kanal 16 ausschließlich für Notfälle vorgesehen ist und daher verantwortungsvoll genutzt werden muss. Auch wenn das UKW-Funkgerät das wichtigste Kommunikationsmittel darstellt, kann ein Mobiltelefon eine sinnvolle Ergänzung sein – vorausgesetzt, es besteht Netzabdeckung.
Kroatien: Im Falle eines Unfalls oder Zwischenfalls auf See wählen Sie bitte die 195, die kostenlose Telefonnummer der Nationalen Seenotrettungsleitstelle (MRCC Rijeka). Wenn Sie aus dem Festnetz oder Mobilfunknetz anrufen, wählen Sie bitte ebenfalls die 195.
Griechenland: Die griechische Küstenwache ist die primäre Such- und Rettungsbehörde in Griechenland. Die Notrufnummer der griechischen Küstenwache lautet 108, die für alle allgemeinen Notfälle 112. Die zentrale Koordinierungsstelle der griechischen Küstenwache ist unter +30 210 4112500 erreichbar.

Rettungswesten: eine lebensrettende Maßnahme
Eine Panne, ein Brand oder eine Grundberührung – in solchen Situationen hat die Evakuierung der Personen vom gefährdeten Boot oberste Priorität. Persönliche Schwimmhilfen werden dann unverzichtbar. Obwohl jedes Boot verpflichtet ist, ausreichend Rettungsmittel an Bord zu haben, kann es vorkommen, dass diese nicht ausreichen oder sogar fehlen. Zusätzliche Rettungswesten an Bord können entscheidend sein und ermöglichen es Personen, Ihr Boot sicher zu erreichen – vorausgesetzt, es steht genügend Platz zur Verfügung.

Das eigene Team nicht gefährden
Hilfsbereitschaft ist ein grundlegender Wert, darf jedoch niemals die Sicherheit Ihres Bootes und Ihrer Crew gefährden. Überladen Sie Ihr Boot nicht mit zu vielen Personen und halten Sie stets einen sicheren Abstand zum havarierten Boot, besonders bei schlechtem Wetter. Wenn Sie Personen an Bord genommen haben oder ein anderes Boot schleppen, informieren Sie immer die zuständigen Seebehörden
Bei einem gekenterten Boot sollten Sie nur eingreifen, wenn Sie sicher sind, dass sich Personen in einer Notlage befinden. Nähern Sie sich aus Lee und achten Sie dabei auf den Propeller sowie auf unter Wasser befindliche Segel oder andere Teile, die die Sicherheit Ihres eigenen Bootes gefährden könnten.
Notsignale: niemals ignorieren
Orangefarbene Flaggen, Rauchsignale, SOS-Notlichter, rote Raketen – all dies sind eindeutige Zeichen eines Hilferufs. Ignorieren Sie sie nicht! Gleiches gilt für Hup- oder Pfeifsignale. Das Gesetz verpflichtet Sie, Hilfe zu leisten, sofern Sie dazu in der Lage sind und Ihre eigene Sicherheit nicht gefährdet wird. Nähern Sie sich vorsichtig und nehmen Sie per Funk Kontakt zum betroffenen Boot auf.

Notfallschlepp: eine sensible Operation
Wenn Sie sich dazu entscheiden, ein anderes Boot abzuschleppen, stellen Sie sicher, dass die Schlepppunkte stabil und fest verankert sind. Verwenden Sie robuste Leinen in geeigneter Länge. Fahren Sie mit geringer Geschwindigkeit und halten Sie ausreichend Abstand zwischen den beiden Booten, damit sich die Bewegungen in den Wellen gut aufeinander abstimmen. Versuchen Sie niemals, ein Boot zu schleppen, das größer ist als Ihr eigenes.

Ruhe bewahren: der Schlüssel für wirksames Handeln
In Notfällen ist Ruhe von entscheidender Bedeutung. Lassen Sie sich nicht von Panik überwältigen – besonders nicht bei einem „Mann-über-Bord“-Vorfall. Springen Sie nicht sofort ins Wasser, um jemanden zu retten, da dessen Panik Ihre eigene Sicherheit gefährden könnte. Werfen Sie stattdessen eine Schwimmhilfe ins Wasser, nähern Sie sich der Person so weit wie möglich mit Ihrem Boot und helfen Sie ihr dann, an Bord zu kommen.
Zum Schluss gilt: Wenn Sie hilfsbedürftige Personen an Bord nehmen, tauschen Sie die Kontaktdaten aus. Sie müssen den Vorfall ohnehin den zuständigen Seebehörden melden, daher sind die Informationen der Geretteten für die weitere Bearbeitung unerlässlich. Denken Sie daran: Die Schifffahrt stellt Herausforderungen dar, bietet aber auch die Möglichkeit, Solidarität und Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft der Wassersportler zu zeigen.
Photo credits immagine apertura: Oyster Yachts.
Das könnte dich auch interessieren
Der Zauber der Kornaten mit dem Segelboot
23/10/2023
Nordkykladen: Inseln der Träume und Wunder der Ägäis
18/02/2025
