
Starker Wind im Anmarsch: So segeln Sie am besten!
Starker Wind tritt oft auf, insbesondere außerhalb der sommerlichen Schönwetterperiode, und kann unerfahrene Segler während einer Segelfahrt einschüchtern. Mit Erfahrung und den richtigen Manövriertechniken können Sie jedoch Ihre Selbstständigkeit und Sicherheit an Bord selbst unter solchen Bedingungen deutlich stärken. Solche Situationen stellen eine Herausforderung für alle Segler dar. Die Kraft des Windes zu nutzen sowie die Wellen zu meistern, während Sie gleichzeitig die Kontrolle über das Boot und die Crew behalten, kann dabei sogar aufregend sein. Für viele Segler ist das Segeln bei starkem Wind die wahre Essenz des Segelns.
Schauen wir uns also an, wie Sie die Segelfläche an Bord verringern, welche Segel Sie setzen sollten, um mit Böen umzugehen, und wie Sie die Geschwindigkeit des Bootes, die Gewichtsverteilung an Bord sowie Kursänderungen bei starkem Wind und rauer See optimal steuern können.
Die Segelfläche verringern
Bei starkem Wind besteht das Ziel des Skippers darin, die Segel so weit zu verkleinern, dass die Kontrolle über das Boot gewährleistet bleibt, ohne jedoch die Fähigkeit zu beeinträchtigen, gegen den Seegang anzukämpfen und eine gute Reisegeschwindigkeit zu halten. Es ist bekannt, dass ein zu langsames Segeln während einer Segelfahrt zu unerwünschten Folgen führen kann, wie beispielsweise eine verspätete Ankunft, eine kompromittierte Segelroute, das Eintreffen bei Dunkelheit oder das Verpassen eines vorab reservierten Liegeplatzes im Hafen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Segelkräfte zu verringern: von der Anpassung der Segelstellung und der Änderung des Anstellwinkels bis hin zur Reduzierung der dem Wind ausgesetzten Segelfläche. Letzteres umfasst das Setzen von Reffbahnen am Großsegel oder die Verwendung der Rollreffanlage für die Vorsegel.
Zuerst immer das Vorsegel verkleinern
Sobald der Wind zu stark wird, ist der Zeitpunkt gekommen, die Segelfläche zu reduzieren. Unter solchen Bedingungen erzielt ein Boot mit reduzierten Segeln deutlich mehr Geschwindigkeit, Kontrolle und Komfort als eines mit voll gesetzten Segeln. Der erste Schritt besteht darin, die Größe des Vorsegels zu reduzieren. In der Regel sorgt eine kleinere Vorsegelfläche in Kombination mit einem größeren Großsegel für bessere Geschwindigkeit und mehr Kontrolle bei Wellen oder Böen. Unabhängig von der verwendeten Segelkonfiguration sollten Sie bei zunehmendem Wind so früh wie möglich auf ein kleineres Vorsegel wechseln, solange die Manöver noch relativ einfach und für die Crew unproblematisch sind.
Je nach Ausstattung Ihres Bootes können Sie die Größe des Vorsegels entweder durch den Wechsel zu einem kleineren Segel reduzieren oder die Rollgenua teilweise einrollen. Rollreffanlagen ermöglichen eine Reduzierung der Segelfläche ohne einen Segelwechsel und sind besonders vorteilhaft für kleinere Crews. Moderne Rollsegel bieten zwar gute Leistungen, jedoch ist die Form einer gerefften Genua nie so effizient wie die eines vollständig gesetzten Segels. Ein Segelsatz, der sowohl eine große Genua als auch ein kleineres Vorsegel umfasst, kann bei starkem Wind hervorragende Leistung, Kontrolle und Komfort bieten. Natürlich bedeutet dies den Kauf eines zusätzlichen Segels, das ebenfalls Stauraum erfordert.
Die Form eines kleineren Vorsegels sorgt jedoch für bessere Kontrolle und Leistung als eine gereffte Genua. Sollte das Boot selbst mit einem kleineren Vorsegel übertakelt sein, besteht der nächste Schritt darin, das Großsegel zu reffen oder es auf den Baum aufzurollen.
Geschwindigkeit und Gewichtsverteilung an Bord
Die Wellen, die mit starkem Wind einhergehen, können ebenso herausfordernd sein wie der Wind selbst. Mit reduzierter Segelfläche durch diese Wellen zu segeln, kann dazu führen, dass man ihnen ausgeliefert ist. Außerdem kann das Kreuzen gegen steigenden Seegang nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich für die Crew und die Ausrüstung werden. Die Geschwindigkeit des Bootes hat einen großen Einfluss auf die Leistung und den Komfort der Crew bei schwierigen Bedingungen. Manchmal ist es sinnvoll, das Boot zu verlangsamen, während in anderen Situationen zusätzliche Kraft und Geschwindigkeit helfen können, größere Wellen zu meistern und die Stabilität zu verbessern.
Es ist auch möglich, die Navigation des Bootes durch die Wellen zu optimieren, indem das Gewicht vom Bug entfernt und so weit wie möglich mittschiffs und tief gelagert wird. Bevor der Seegang zunimmt, sollte in Betracht gezogen werden, Anker und Kette aus dem Bugstauraum zu entfernen und mittschiffs zu verstauen, am besten in ein paar großen Segeltuchtaschen.
Wenden und Halsen bei starkem Wind
Die Wellen, die durch starken Wind entstehen, können das Manövrieren zur Kursänderung erschweren. Beim Wenden ist es ratsam, nach einer ruhigeren Stelle zu suchen und die Wende einzuleiten, wenn der Bug auf einer Welle nach oben steigt. Lenken Sie das Boot so, dass die nächste Welle den Bug auf den neuen Kurs herunterdrückt. Bei starkem Seegang kann es jedoch vorkommen, dass eine Wende nicht gelingt. In diesem Fall sollte eine Halse durchgeführt werden.
Eine Halse bei starkem Wind ist selbstverständlich keine einfache Aufgabe. In solchen Situationen ist es oft am besten, das Vorsegel einzuholen oder aufzurollen. Die Geschwindigkeit des Manövers ist dabei entscheidend. Beachten Sie, dass die Last auf den Segeln geringer ist, wenn das Boot auf einer Welle surft – das ist der richtige Moment, um die Halse durchzuführen. Sobald das Boot wieder unter Kontrolle ist, können Sie das Vorsegel erneut ausrollen. Verwenden Sie einen Winsch, um die Rollreffleine zu bedienen, da die Last sonst zu hoch sein könnte, um sie von Hand zu bewältigen.
Segel und Motor, wenn es ernst wird
Als letzte Option kann man auf eine Kombination aus Segel und Motor setzen. Das Navigieren unter Motor bei gesetzten Segeln ermöglicht eine bessere Fortbewegung gegen den Wind und mindert das heftige Stampfen, das beim Motorbetrieb ohne Segel entstehen kann. Bei starkem Seegang sind Segel unerlässlich, selbst ein gerefftes Großsegel sorgt für mehr Stabilität und zusätzliche Kraft. Achten Sie auf den Krängungswinkel, stellen Sie den Autopiloten ein und behalten Sie die Wellen im Blick.
Wenn Sie mit gerefftem Großsegel und teilweise eingerolltem Genua unterwegs sind und trotzdem überlastet sind, nehmen Sie das Vorsegel herunter und setzen Sie eine Sturmfock. Das Fahren mit Motor gegen Wind und Wellen ist deutlich angenehmer und effektiver, wenn ein gerefftes Großsegel und eine kleine Fock gesetzt sind, als nur mit dem Motor ohne Segel.
Hinweise beim Navigieren mit Motor
Bei Motorbetrieb unter schwierigen Bedingungen und starkem Wind sollten einige grundlegende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Zu den wichtigsten gehört, sicherzustellen, dass Kühlwasser durch den Motor fließt. Bei manchen Booten kann es durch starke Krängung dazu kommen, dass der Kühlwassereinlass aus dem Wasser ragt und der Motor kein Wasser mehr ansaugt.
Das heftige Stampfen des Bootes kann zudem Luft in die Kraftstoffleitung ziehen, was den Motor abwürgen kann. In diesem Fall muss die Leitung entlüftet werden, um den Motor wieder in Gang zu setzen. Darüber hinaus kann das Stampfen Sedimente vom Boden des Kraftstofftanks aufwirbeln, die möglicherweise die Leitungen oder den Kraftstofffilter verstopfen.
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